Zu den auffälligsten Pilgerzeichen im Stader Hafenfund gehören neun Zeichen eines 52 mm hohen Sankt Hulpe-Kruzifixes, die offensichtlich alle in derselben Form (Modelgleich) gegossen wurden.
Der gekrönte Christus mit einer knöchellangen Tunika steht auf einem Suppedaneum vor einem Kreuz mit dreipassförmigen Balkenenden. Die Tunika wird von einem Gürtel mit großer Schnalle zusammengehalten, das Riemenende ist in einer Schlaufe durch den Gürtel geschoben. Die Arme sind waagerecht auf den Querbalken gelegt und mit Fesseln daran befestigt. Vier dreieckige Ösen stehen im Quadrat in den Ecken der Kreuzbalken.
St. Hulpe gehört in den Rahmen der Verehrung von verschiedenen fiktiven Heiligen, wie z.B. auch der Heiligen "Kümmernis" und findet sich ab dem 14. Jh. in Norddeutschland, erlangt seine Blüte jedoch erst im 15. Jh..
Es ist kein komplettes Abzeichen erhalten, daher wurde das Abzeichen nach einer Montage des Museums Schwedenspeicher in Stade für die Doppelausstellung Pilgerspuren - "Von Lüneburg ans Ende der Welt"/;Wege in den Himmel" der Museen Lüneburg und Stade (Schwedenspeicher) erstellt.
Da dieser erstaunlich zahlreich in Stade vertretene Zeichentypus weder als Glockenabguss noch durch parallele archäologische Funde belegt werden kann, ist seine Herkunft aus Stade oder dessen näherem Umland sehr wahrscheinlich. Nach den bisherigen Überlegungen erscheint die Kirche von Steinkirchen möglicher Ursprungsort; weitere Forschungen zu dieser bisher nicht quellenmäßig fassbaren Wallfahrt sollten diese Hypothese stützen oder auch widerlegen
Mit der Rekonstruktion des Stader St. Hulpe krönte sich unsere Zusammenarbeit mit Dr. Hartmut Kühne, Dr. Jörg Ansorge und dem Museum Schwedenspeicher, namentlich mit Wiebke Etzold. Was im Jahre 2019 mit einer Anfrage zum Pilgerzeichen von Bad Münder bei Dr. Kühne begann, mündete mit unserer Teilnahme bei der Eröffnung des Stader Teils der Doppelausstellung Pilgerspuren - "Von Lüneburg ans Ende der Welt"/Wege in den Himmel". Somit wird der St. Hulpe in unserem Herzen immer einen speziellen Platz belegen.
Da das Abzeichen in den Stader Hafengrabungen aussergewöhnlich oft und Modelgleich gefunden wurde, konnten an den Funden auch metallurgische Untersuchungen gemacht werden, um den Blei- und Zinngehalt von Pilgerzeichen zu ermitteln. Die Ergenisse sind einigerma&szl;igen verwunderlich, weil jedes Abzeichen aus einer anderen Legierung besteht und der Bleiantei zwischen 27% und 60 % schwankt. Genauere Ausführungen zu den Gusslegierungen sind im Teil Dazulernen 6 zu finden