Diese Art von Pilgerabzeichen wurden dann ausgegeben, wenn es am Pilgerort in irgendeiner Weise um heilige Flüssigkeiten ging. In unserem Beispiel ist es eine Rekonstruktion einer Pilgerampulle der Madonna von Walsingham. Sie gilt als eine der prominenteren Heiligen neben Maria. Es handelt sich dabei um eine Seite der Pilgerampulle, die mit muschelartigem Muster versehen sind. Pilgerampullen sind, anders als andere Pilgerabzeichen Hohlformen. Diese werden nicht im Vollgussverfahren gegossen, sondern im Sogenannten Schüttguss. Dabei wird in die deutlich voluminöseren Form das Gussmaterial (in der Regel eine Zinn-Blei-Legierung) in die Form gegossen und recht zügig wieder herausgeschüttet. Dabei bildet sich eine hohle Form. In den Hohlkörper wurde dann die heilige Flüssigkeit gefüllt und oben zugedrückt. Manchmal wurde der obere Rand der Ampulle zusätzlich umgeklappt und dann zugedrückt.
Auf der Rückseite des Fundes findet sich ein gekröntes W. Möglicherweise handelt es sich auch um zwei verschränkte V (für Virgo Virginium) oder ein umgedrehtes M (für Maria).
Die Originalampulle ist 53mm hoch und 30 mm breit und ca 5 mm dick. Sie besteht aus einer Zinn-Blei-Legierung. Am Übergang vom Hals der Ampulle zum Bauch sind zwei runde Ösen angegossen. Entweder um die Ampulle aufzunähen oder um daran ein Band zum Umhängen anzubringen.
Unsere Rekonstruktion der Ampulla ist noch ohne die Verzierung auf der Rückseite. Diese wurde bisher nicht bearbeitet, weil es sich für uns um ein Studienobjekt zum Schüttgussverfahren handelt. Zu gegebener Zeit werden wir gewiss die Rückseite unserer Gussform um das gekrönte W vervollständigen. Uns ging es primär erst einmal um das Verfahren und die Methodik des Verschlusses. Dabei konnten wir feststellen, dass die von uns aus gesundheitsgründen verwendeten bleifreien Zinnlegierungen sich nur bedingt bis gar nicht dafür eignen, die Ampulle effektiv zuzudrücken.