Das Pilgerabzeichen des heiligen Sebastian hat kaum Besonderheiten zu anderen Pilgerzeichen. Es ist 45 mm hoch und 26 mm breit. Am oberen Ende des Abzeichens befindet sich eine Öse zum Annähen oder zum Anhängen an eine Kette. Es zeigt den heiligen Sebastian im Martyrium. Sebastian war der Legende nach der Hauptman der Prätorianer unter Diokletian und Christ. Als der Kaiser von seinem Glauben erfuhr, ließ er ihn von Bogenschützen hinrichten (daher die Pfeile) und er wurde für tot zurückgelassen. Jedoch war Sebastian nicht tot und wurde gesundgepflegt. Sinnvollerweise trat Sebastian nach seiner Genesung erneut vor den Kaiser, um ihm den Unsinn der Christenverfolgung vor Augen zu führen. Dioklation ließ ihn daraufhin öffentlich zu Tode peitschen und in die cloaca maxima entsorgen. Die cloaca maxima war Roms größter Abwasserkanal. Offensichtlich haben auch antike Herrscher gerne versucht ihre Probleme "das Klo runterzuspülen". Der Legende nach erschien Sebastian einer Christin im Traum und wies ihr den Weg zu seiner Leiche, so dass Sebastian dann korrekt beerdigt werden konnte. Unsere Version des Abzeichens ist datiert auf die erste Hälfte des 15. Jh und stammt aus den Niederlanden (s'Hertogenbosch). Das Original liegt in Privatsammlung der Familie van Beuningen in Langbroek. Es zeigt den am Pfahl festgebundenen Sebastian. Er ist gekleidet in ein Lendentuch und von Pfeilen gespickt. Auf dem unteren Spruchband ist "S Bastuen" zu lesen.
Der heilige Sebastian wurde von uns aus zwei Gründen zur Replik ausgewählt. Zum Einen ist es traditionell der Schutzheilige der Zinngießer (neben anderen Berufen). Und als guter, gottesfürchtiger Handwerker ist es nur recht und billig, seinen Schutzpatron auch immer dabei zu haben. Zum Anderen haben Darstellungen des Sebastian eine besondere Bedeutung für die living history: Viele Darstellungen zeigen Sebastian in zeitgenössischer Unterwäsche und sind damit eine hervorragende Quelle für das "untendrunter" historischer Kleidung. Eine weitere Bedeutung, die für uns jedoch nicht von Belang ist, soll hier dennoch nicht unterschlagen werden: Der heilige Sebastian wird ab der Renaissance gerne sehr androgyn dargestellt. Damit wird er von modernen Interpretatoren auch bisweilen als Zeichen der "queeren" Gesellschaft gesehen.
Zudem wird Sebastian als einer der "Pestheiligen" gesehen. Seine Reliquiem und Schreine wurden seit dem Spätmittelalter zum Schutz vor der Pest angerufen.